Electronic Commerce verändert die Art und Weise, wie wir Geschäfte machen, wie wir Güter und Dienstleistungen einkaufen und wie wir nach Informationen suchen. Dabei wird vielfach noch nicht durchgängig registriert wie tiefgreifend diese Veränderungen sind. An einem speziellen Beispiel erkennt man diesen Wandel hervorragend. E-Commerce erschliesst jedem Unternehmen eine sehr viel breitere Kundenbasis, als man Sie vor dem Aufkommen des Internet haben konnte. Die daraus erwachsenden Chancen sind aber für ein Unternehmen, dass diese Chancen nicht sachgerecht nutzt ein grosses Risiko – denn durch das Internet fällt es auch ihren Wettbewerbern sehr viel leichter, an Kunden heranzutreten. Jeder Wettbewerber ist  nur noch einen Mausclick entfernt!

Die Reichweite des Internet ist theoretisch weltweit, dadurch ergibt sich auch für Unternehmen ein ganz neues Kundenpotential. Über das Medium Internet können Produkte und Dienstleistungen einem weltweiten Publikum angeboten werden. Dafür sind allerdings auch mehrsprachige Internet-Angebote vonnöten. Bisher nutzen nur einige wenige deutsche Unternehmen die Möglichkeiten, die eine Multiplizierung der eigenen Angebote bietet. Rocket Internet ist aus meiner Sicht eines der wenigen positiven Beispiele, wo deutsche Unternehmen das volle Potenzial zumindest ausnutzen wollen.

Ein bedeutender Vorteil des elektronischen Marktplatzes gegenüber herkömmlichen Märkten liegt auf der Hand: „… it is easier and cheaper to move bits than to move people. We do not travel to a market in a physical sense; the electronic market comes to us. (…) Time and scale of regions can also be quite different. In traditional farmer’s markets, people from a small community agree to meet at a particular place and time to set up the market. Shoppers make short local trips to get there. With electronic markets, communications costs are so low that they may attract people from distant areas, even different time zones. Electronic markets may also be staffed by computational agents rather than people. These changes mean that in many cases electronic markets can serve large regions and be open all the time.“

Insbesondere bei digitalen Gütern (Informationsgütern) kommt dieser Vorteil besonders zum Tragen. Solche Informationen können als digitale Güter äußerst kostengünstig über das Internet gewonnen und/oder verschickt werden. Das Internet ist somit ein entscheidendes Medium für solche Güter.

Der elektronische Marktplatz bietet Unternehmen neue Geschäftsmöglichkeiten. Neue Märkte können mit Hilfe des Vertriebskanals Internet kostengünstig penetriert werden. Größere Kundenzahlen bieten auch bessere Möglichkeiten für eine wirtschaftliche Nutzung von Ressourcen.

Das alles ist nicht neu. Bereits vor dem Jahr 2000 hatte ich solche Thesen postuliert und auch publiziert. Totzdem hat sich in der Zeit seitdem einiges verändert und zahlreiche Beispiele können inzwischen diese Thesen belegen. So z.B. die folgenden:

  1. Amazon verdrängt zunehmend den Einzelhandel. Noch 2009 betrug der Umsatz des Internetpioniers nur (!) 14 Milliarden US-Dollar, 2013 waren es schon 74 Mrd. US-Dollar. Damit ist der Umsatz 2013 fast so hoch wie die Staatseinnahmen Griechenlands im gleichen Jahr (81,5 Mrd.). Das der Einzelhandel unter dem Erfolg von amazon leidet, ist nicht nur am Niedergang von Karstadt beispielhaft zu zeigen. Auch die zunehmende (qualitative) Verödung der Einkaufsstrassen in den Innenstädten zeigt diesen Umstand.
  2. Auch Nischenanbieter sind in Ihrer Branche als Internetshops durchaus erfolgreich. Ob Shops für Schuhe bzw. Bekleidung (zalando), Tierfutter (zooplus) oder Babybedarf (bellybutton) – gut geführte Internetstores mit hervorragender Logistik machen dem traditionellen Einzelhandel das Überleben schwer.

Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren weiter verstärken. Oft ist er für den Verbraucher nicht von Nachteil. Durch die daraus aber langfristig entstehende Monopolisierung von Handelsstrukturen kann diese Entwicklung auch für den Verbraucher (oder für Staaten) nicht ungefährlich sein.