Content Delivery Networks (CDNs) sind aus dem modernen Web kaum noch wegzudenken. Sie beschleunigen Websites, entlasten Server und erhöhen die Ausfallsicherheit. Einer der bekanntesten Anbieter ist Cloudflare – leistungsstark, beliebt, aber aus Datenschutzsicht nicht immer unproblematisch. Denn Cloudflare hat seinen Sitz in den USA und unterliegt damit dem amerikanischen Cloud Act, was bei personenbezogenen Daten zu DSGVO-Konflikten führen kann.
Für Unternehmen, Behörden und datenschutzbewusste Website-Betreiber stellt sich deshalb die Frage: Gibt es leistungsfähige CDN-Alternativen aus Europa – und wenn ja, welche?
In diesem Beitrag zeigen wir dir, welche europäischen Anbieter es gibt, was sie leisten, worauf du achten solltest – und für wen sich der Wechsel lohnt.
Warum überhaupt eine Alternative zu Cloudflare suchen?
Cloudflare bietet viele praktische Funktionen: DDoS-Schutz, globale Edge-Server, DNS-Management, Web Application Firewall – und das oft sogar kostenlos. Warum also wechseln?
Die wichtigsten Gründe:
- Datenübertragung in Drittländer (USA) → unterliegt nicht vollständig dem europäischen Datenschutzrecht
- Risiko bei personenbezogenen Daten wie IP-Adressen, Cookies, Login-Informationen
- Unklarheit bei Datenverarbeitung durch Dritte
- Sensibilisierte Kunden (z. B. im Gesundheitswesen, öffentlichen Sektor oder E-Commerce)
👉 Seit dem EuGH-Urteil „Schrems II“ (2020) stehen Dienste mit US-Datenzugriff besonders im Fokus – auch bei Aufsichtsbehörden.
Was macht ein CDN datenschutzfreundlich?
Bei der Auswahl eines DSGVO-konformen CDNs solltest du auf folgende Punkte achten:
Kriterium | Warum es wichtig ist |
---|---|
Serverstandort in der EU | Daten bleiben innerhalb des europäischen Rechtsraums |
Keine Übermittlung in Drittländer | Besonders wichtig bei IP-Adressen & Cookies |
Auftragsverarbeitungsvertrag (AVV) | Klare rechtliche Grundlage für die Nutzung |
Transparente Datenschutzerklärung | Welche Daten werden wie verarbeitet? |
Kein Einsatz US-amerikanischer Subdienstleister | Vermeidet Cloud Act & Patriot Act-Risiken |
Top 4 europäische CDN-Alternativen zu Cloudflare
1. Bunny.net – Schnell, günstig, datensensibel
- Sitz: Slowenien
- PoPs: Weltweit, Fokus auf Europa
- Funktionen: CDN, Edge Storage, Image Optimization, DNS
- DSGVO: AV-Vertrag verfügbar, DSGVO-konforme Datenverarbeitung
- Preis: Ab 0,01 $ pro GB (Pay-as-you-go)
Stärken:
✅ Sehr gute Performance in Europa
✅ Transparente Preisstruktur
✅ Privacy-friendly Setup möglich (z. B. IP-Anonymisierung)
✅ Eigene EU-Datenzonen konfigurierbar
Einschätzung:
Ideal für Agenturen, E-Commerce-Websites und Blogs, die Wert auf Performance UND Datenschutz legen – mit moderatem Traffic-Volumen.
2. KeyCDN – Schweizer Präzision mit Fokus auf DSGVO
- Sitz: Schweiz
- PoPs: 60+ weltweit, starke Präsenz in Europa
- Funktionen: HTTP/2, Brotli, Image-Processing, TLS
- DSGVO: AV-Vertrag, Server in Europa wählbar, keine US-Subunternehmer
- Preis: Ab 0,04 $ pro GB (zonenbasiert)
Stärken:
✅ Klare Datenhoheit
✅ Unterstützt Datenschutz durch Design
✅ Technisch solide und einfach zu integrieren
Einschätzung:
Geeignet für KMUs, Datenschutzberater und Unternehmen mit hohem DSGVO-Fokus – z. B. Gesundheits- oder Bildungssektor.
3. Gcore – Europäische CDN-Infrastruktur mit globalem Netzwerk
- Sitz: Luxemburg
- PoPs: 150+ weltweit
- Funktionen: CDN, Cloud, Storage, Security Suite
- DSGVO: AVV verfügbar, Standortwahl bei Datenspeicherung
- Preis: Flexibel nach Region & Nutzung
Stärken:
✅ Bietet neben CDN auch Server- und Cloudlösungen
✅ Eigene Infrastruktur mit starker europäischer Präsenz
✅ 24/7 Support – auch auf Deutsch
Einschätzung:
Für technisch anspruchsvollere Websites und Plattformen, die mehrere Services (CDN, Hosting, DNS) aus einer Hand suchen – ohne Datenschutzkompromisse.
4. Hetzner CDN (Beta) – Performance trifft Datenschutz
- Sitz: Deutschland
- PoPs: aktuell in Europa (z. B. Nürnberg, Falkenstein, Helsinki)
- Funktionen: Puristisches CDN, eingebettet in Hetzner Cloud
- DSGVO: 100 % in Deutschland gehostet, AV-Vertrag nach deutschem Recht
- Preis: In Beta-Phase noch günstig / kostenlos
Stärken:
✅ Maximale Datenschutzsicherheit
✅ Keine Drittanbieter oder Cloud-Dienste aus USA
✅ Ideal für deutsche Websites und Behördenseiten
Einschätzung:
Für hochdatensensible Anwendungen, Kommunalverwaltungen, medizinische Plattformen oder deutsche Onlineshops mit Fokus auf B2C & DSGVO.
Worauf du bei der Umstellung achten solltest
Wenn du von Cloudflare zu einem anderen CDN wechseln willst, beachte:
✅ DNS-Anpassung – Neue CDN-Zonen anlegen und per CNAME oder A-Record verknüpfen
✅ TLS/HTTPS einrichten – am besten mit eigenem Zertifikat (Let’s Encrypt oder Custom SSL)
✅ Firewall-/WAF-Funktionen prüfen – viele Alternativen bieten (noch) keine integrierte Web Application Firewall
✅ Caching-Strategien abstimmen – damit deine Inhalte aktuell & schnell bleiben
✅ Datenschutzdokumentation anpassen – Datenschutzerklärung aktualisieren, AV-Vertrag abschließen
Fazit: Datenschutz und Performance schließen sich nicht aus
Wer auf Cloudflare verzichten will – sei es aus Überzeugung oder regulatorischer Notwendigkeit – findet heute leistungsfähige europäische Alternativen, die Datenschutz und moderne Web-Performance miteinander verbinden.
Ob du dich für Bunny.net, KeyCDN, Gcore oder das deutsche Hetzner CDN entscheidest, hängt vor allem von deinem Einsatzgebiet, Budget und Datenschutzanspruch ab. Klar ist: Ein Umstieg ist technisch gut machbar – und oft ein Plus für Vertrauen und Rechtssicherheit.
Tipp: Wer DSGVO und Performance kombinieren will, sollte auf ein CDN mit europäischem Sitz, klarer AV-Vertragsregelung und konfigurierbaren Datenschutzfeatures setzen – so bleiben deine Daten (und deine Website) auf der sicheren Seite.